7000 kommen zur Kanzlerin

23. August 2013

Gmünd bereitet Merkel freundlichen Empfang – Proteste gegen Stromtrasse und Flüchtlingspolitik

Gmünds CDU hatte mit 3000 Besuchern gerechnet. Maximal 3500. 7000 Zuhörer waren’s letztlich, die Bundeskanzlerin Angela Merkel bei ihrem zweiten Besuch in der Stauferstadt innerhalb von fünf Wochen einen freundlichen Empfang bereiteten. Überwiegend freundlich. Denn es gab auch einige kritische Stimmen.

Schwäbisch Gmünd. „Mit Abstand der größte Brocken“ war dieser zweite Merkel-Besuch für die 50 CDUler und JUler aus Norbert Barthles Wahlkampfteam, meinte Wahlkampfmanager Tim Bückner am Mittwoch Nachmittag. Kurz vor 8 Uhr waren sie an diesem Morgen schon auf Gmünds Marktplatz unterwegs, wiesen das Wahlkampfteam ein, das am Abend CDU-Prospekte und CDU-Eis in Orange und mit Pfirsichgeschmack verteilen sollte, das bis dahin bei Sergio Rota im Café Margrit eine kühle Bleibe fand.
Als die Kanzlerin eintraf, erwartete sie schon der zwölfjährige Titus Schweyer mit dem CDU-Landesvorsitzenden Thomas Strobl, CDU-Kandidat Norbert Barthle, OB Richard Arnold und einem SWR-Kamerateam. Titus interviewt für den SWR Politiker, zunächst ausführlich Strobl, danach reichte es noch für ein Bild mit der Kanzlerin. Diese bahnte sich den Weg über Gmünds Marktplatz, von Dutzenden Fotografen, Kameraleuten, Journalisten und insbesondere strengen Bodyguards umgeben, zur Bühne nördlich des Sandspielplatzes, den am frühen Nachmittag noch Sprengstoffspürhunde der Polizei beschnüffelt hatten. Die Kanzlerin genoss dabei das Bad in der Menge, lachte, schüttelte Hände, gab Autogramme.
Auf solche verzichteten jene Besucher, die mit anderen Anliegen zu Merkels Wahlkampfauftritt gekommen waren. Knapp 20 Mitglieder der Bürgerinitiative Haselbachtal / Gmünd / Großdeinbach gegen die 380-kV-Leitung machten mit Plakaten deutlich, dass sie diese nicht wollen, weil sie gesundheitsgefährdend sei. Den Besuch der Kanzlerin nutzten sie als Plattform, um mehr Bürger gegen die Stromtrasse zu gewinnen.
Dass das „Einwanderungsland Deutschland“ die Asylgesetze ändern soll, forderten die Bürgerinitiative gegen Fremdenfeindlichkeit und die Gmünder Gruppierung „Eine zweite Chance für ‘Kofferträger’“. Eine Möglichkeit zu „regulärer Arbeit“ und „gerechter Bezahlung“ nannte Bernd Sattler von der Bürgerinitiative als Ziele. Dass man sich mit Merkels aktuellen Aussagen zum Überwachungsskandal nicht abspeisen lasse, darauf pochten Mitglieder der Piratenpartei mit einem großen Plakat. Die Aussagen Merkels, sie habe keinen Grund, daran zu zweifeln, dass sich beispielsweise die NSA an die Rechtslage in Deutschland halte, seien naiv, da genau das bisher nicht der Fall gewesen sei. Lotte Rodi schließlich von der Friedenswerkstatt Mutlangen forderte mit einem Transparent, Waffenhandel zu stoppen.
Vor ihrer eigentlichen Wahlkampfrede und einem dicken Dankeschön an Norbert Barthle für dessen Engagement in der Eurokrise plauderte die Kanzlerin mit dem Gmünder CDU-Kandidaten und CDU-Landeschef Thomas Strobl. Skifahren war dabei ein Thema beim begeisterten Skifahrer Barthle, Marathon bei Thomas Strobl. Die Kanzlerin selbst wurde zu Hertha BSC befragt. Ob sie sich über deren Bundesligastart freue. Das zweite Spiel sei ja ein Unentschieden gewesen, sagte dazu die CDU-Chefin. Und fragte, ob man in Gmünd nicht lieber über den VfB sprechen solle? Darauf aber hatte offenbar keiner der Gesprächsteilnehmer große Lust. Weshalb die Kanzlerin zum Mikrofon schritt, für ihre Politik und die CDU warb (Bericht auf Seite 26) und danach flugs, nach einer kurzen Begegnung mit Flüchtlingen, entschwand – zum nächsten Wahlkampftermin am Abend in der Landeshauptstadt Stuttgart.

/vol14/share/mosaic/hires/58/ih2t7pg7.001 /vol14/share/mosaic/hires/54/ih2t7pfz.001

© Schwäbische Post 21.08.2013

(Fotos: Tom (3), SV (1))

 

Kommentare sind geschlossen.