Schnell aus der Krise gekommen

23. Juli 2013

Irischer Botschafter Dan Mulhall besucht auf Einladung Norbert Barthles Schwäbisch Gmünd

Die Iren stehen überdurchschnittlich stark hinter Europa. Irland hat von 40 Jahren Mitgliedschaft in der EU profitiert. Und: „Wir brauchen eine Bankenunion, weil die Banken uns belastet haben.“ Drei Positionen des irischen Botschafters Dan Mulhall, die dieser am Dienstag bei einem Podium im Prediger zum Thema „Euro – Stabilität, Arbeitsplätze und Wachstum“ deutlich vertrat. Mulhall war auf Einladung Norbert Barthles hier.

Schwäbisch Gmünd. „Wohin geht Irland“, hatte der CDU-Bundestagsabgeordnete eingangs gefragt. Und ergänzt: „Keltischer Tiger oder keltischer Kater?“ Ohne auf diese Frage direkt einzugehen, zeichnete Mulhall ein Irland, das sich zur Europäischen Union bekennt und weiß, dass es von dieser profitiert hat. Irland habe schwere Zeiten hinter sich, sagte Mulhall. Die Fehler der irischen Banken seien die irischen Steuerzahler teuer zu stehen gekommen: 64 Milliarden Euro, dies entspricht 40 Prozent des Bruttoinlandproduktes, der Summe aller Güter also, die ein Land in einem Jahr herstellt. Mulhall nahm auch Stellung zu den irischen Bankern, die sich abfällig über die EU-Hilfe und die Deutschen geäußert hatten. Dies habe die irische Bevölkerung bestürzt. Die Äußerungen einer Hand voll Banker gäben nicht die Haltung der Bevölkerung wider, die die Hauptlast der Krise tragen musste, ohne Verantwortung dafür zu haben.
Irland sei seit 1973 in der EU, dies sei eine „durchweg positive Erfahrung“, sagte Mulhall. Er erläuterte: Das Wirtschaftspotenzial ist zehn Mal mehr gewachsen als die Bevölkerung. Die Zahl der Beschäftigten hat sich verdoppelt. 46 Prozent der Beschäftigten haben einen Hochschulabschluss. Etwa 56 Prozent der Beschäftigten sind Frauen. Dem Land eröffnet sich ein Markt mit 500 Millionen Menschen. Weil Irland eine „gesunde und wettbewerbsfähige Wirtschaft“ habe, sei das Land schnell durch die Krise gekommen. Die Banken hätten viele Fehler gemacht, sagte der Botschafter. Ein Drittel der irischen Schulden sei von den Banken verursacht. Dass die Banken nach 2000 eher bereit waren, Risiken einzugehen, schrieb Mulhall dem „Zeitgeist“ zu. Deshalb sprach er sich für eine Bankenunion aus, eine gemeinsame Finanzaufsicht auf EU-Ebene also. Dies dauere wahrscheinlich Jahre, sei aber wichtig für die Zukunft. Das Ziel insgesamt müsse heißen: Europas Wirtschaft wieder in Schwung bringen – mit mehr Wachstum und weniger (Jugend-)Arbeitslosigkeit. Positiv bewertete der Botschafter das geplante Freihandelsabkommen mit den USA. Dieses könne mit einem Volumen von 220 Milliarden Euro hunderttausende Jobs schaffen.
Am Vormittag hatte Mulhall die Gmünder Firma Assfalg besucht. Dort habe er gesehen, „wie tief verankert die industrielle Tradition in der Region und in Deutschland“ sei, entgegen der Entwicklung in anderen Ländern – weg von der Industrie, hin zu immer mehr Dienstleistungen. Begleitet hatte den Botschafter neben Norbert Barthle, für den Irland ein Beispiel ist, „dass man aus der Krise kommen kann“, auch Gmünds Oberbürgermeister Richard Arnold. Dieser hatte in seinem Grußwort Gemeinsamkeiten zwischen Irland und Schwäbisch Gmünd gesucht. Und gefunden: „Das Katholische“ nannte Arnold an erster Stelle, das Gemeinschaftsgefühl der Iren wie auch der Gmünder an zweiter und schließlich die irische Gastfreundschaft an dritter Stelle. Gastfreundschaft, dies könnten die Gmünder von den Iren noch lernen, sagte der OB und bat den Botschafter, sich in Irland kräftig dafür einzusetzen, „dass wir noch ein paar irische Pubs in Schwäbisch Gmünd bekommen“.

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© Gmünder Tagespost 23.07.2013

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